Also jetzt hat es mich auch erwischt: da meine befristete Mitarbeiterstelle an der Uni Ende des Jahres ausläuft, musste ich mich nun (da bis spätestens drei Monate vor Kündigung) beim Arbeitsamt “arbeitssuchend” melden (nicht verwechseln mit “arbeitlos” melden – das darf/muss ich frühestens drei Monate vor der Kündigung…)
Also heute früh hingefahren, im Eingangsbereich gleich mal vier Blätter zum Ausfüllen während des Wartens bekommen und in den Warteraum gesetzt. Erste Freude: nur Sitzplätze, aber kein Tisch (erinnerte ein wenig an die erste Prüfung in “Men in Black”), aber wozu gibt es dicke Zeitschriften…
Wenige Minuten später wurde ich auch schon von einer netten Dame aufgerufen und mit den Worten “schön was sie da aufgeschrieben haben, aber sie können mir jetzt eh dabei zu sehen, wie ich die Daten in den Computer eingebe und nur *diese* Daten sind wichtig” – juhuu, wieder ein Wald sinnlos für Write-Only-Memory gestorben…
Nach den üblichen privaten Daten kam dann die Frage, als was ich denn bisher gearbeitet habe. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich mir nicht der Tatsache bewusst, das “wissenschaftlicher Mitarbeiter” ein problematischer Beruf ist. Auf jeden Fall wechselte ihr Gesichtsausdruck schlagartig und sie sagte “das kann ich hier aber nicht eintragen, sagen sie mal was anderes” (!?). Nachdem mir nach eher zweifelhaften Synonymen wie “Wissenschaftler” und “Forscher” langsam die Ideen ausgingen, probierte sie diese Berufe mal aus und meinte dann “das hier klingt doch gut: Bildungsforscher, sie arbeiten doch an einer Uni”…
Fünf Minuten später hatte ich sie dann überzeugt, dass es einen kleinen Unterschied zwischen einem “Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Informatik” und einem forschenden Pädagogen gibt und sie sagte verzweifelt: “ich kann ja mal versuchen, ‘wissenschaftlicher Mitarbeiter’ direkt einzugeben” – und das Programm quittierte fröhlich:
“Beruf: wissenschaftlicher Mitarbeiter (Hochschule)”
Spätestens in diesem Moment begann ich ernsthaft an der Kompetenz der Arbeitsamtsdame zu zweifeln…
Der Rest des Gesprächs lief eher harmlos, bis auf den Hinweis, ich möge den mir gegebenen Berg an Formularen innerhalb einer Woche beim Arbeitsamt abgeben. Ich fragte nach, ob es auch der Hausbriefkasten tut, da sich die Öffnungszeiten gut mit meiner Arbeitszeit überschneidet.
Darauf kam die erhellende Antwort: “eher nicht, die Abteilung da unten verteilt die Briefe eher unzuverlässig; dann schicken sie es lieber mit der Post” (!?). Per FAX geht übrigens auch nicht, den “der der das FAX bedient ist manchmal nicht da (?) und dann wird das nicht rechtzeitig (bei mir 1 Woche) verteilt.”
Damit endete mein erster Besuch im Arbeitsamt…
Kurzzusammenfassung der Erkenntnisse dieses ersten Termins:
1. ich habe jetzt fünf verschiedene Termine bzw. Zeitspannen gesetzt bekommen, von denen ich auch durch elegantestes Jonglieren maximal zwei miteinander kombinieren kann.
2. es scheinen nicht oft Akademiker im Arbeitsamt vorbeizukommen
3. die Arbeitsabläufe in der Arbeitslosenerfassung erfolgt mit drei verschiedenen Programmen, die alle drei NACHEINANDER mit denselben Stammdaten gefüttert werden müssen (ich frage mich, wieviele Inkonsistenzen pro Tag durch Tippfehler entstehen).
4. und ja, der erwartete Satz fiel zum Ende:
“Erwarten Sie nicht, dass wir eine Stelle für Sie finden, rechnen Sie eher mit dem Gegenteil”
Wenn das Arbeitsamt mich bei diesem ersten Termin lediglich davon überzeugen wollte, haben sie es geschafft…