Category Archives: Arbeitsamt

Freude am Finden

Weil ich mich gerade so schön in Fahrt geschrieben habe, gleich noch eine Begebenheit in meinem Lieblingsamt , die sich allerdings schon im Januar dieses Jahres zugetragen hat.

Ich hatte das unstillbare Verlangen, meinen Antrag auf ALG I in der Leistungsabteilung des Arbeitsamtes abzugeben, was (ausnahmsweise mal eine sehr sinnvolle Idee) damit verbunden ist, dass der Antrag sofort im Beisein des Antragstellenden bearbeitet wird.

Soweit die Idee, aber vorher muss man natürlich wissen, wo sich die Leistungsabteilung eigentlich befindet. Ich komme ins Foyer des Amtes und mich empfängt eine riesige Schlange an der Information für unangemeldete Besucher. Direkt daneben steht eine traditionell gelangweilte Wachschutzperson. Da ich davon ausgehe, dass jemand, der ein Objekt bewacht, sich zumindest prinzipiell in selbigem auskennen sollte, frage ich einfach und unschuldig: “Verzeihen Sie, aber wo befindet sich hier die Leistungsabteilung”.

Der Wachmann legt ein freundliches Lächeln auf (spätestens hier hätte ich kritisch werden müssen) und sagt “kommen Sie mal mit”. Wir gehen zusammen quer durchs Foyer und bleiben schließlich vor einer großen Tafel neben dem Eingang stehen. “Hier sehen sie, was sich alles wo in diesem Gebäude befindet. Das nächste Mal sehen Sie also einfach nach” – Kurze Pause – “Die Leistungsabteilung sehe ich jetzt aber auch nicht” – (Anmerkung der Redaktion: tataa!) – “Dann stellen Sie sich am besten an der Information an und fragen dort nach…”

Kein weiterer Kommentar…

Amtsdeutsch für Fortgeschrittene

Naguti, nach langer Zeit mal wieder ein Rant über die Arbeitsagentur. Es scheint so, als würden dort einmal pro Jahr alle Formulare einmal neu gestaltet werden, da nach so langer Zeit langsam alle (also sowohl die Ausfüllenden als auch die Bearbeitenden) mit den alten Versionen klarkommen und beides ist aus unterschiedlichen Gründen unerwünscht.

Daher wurde ich gebeten, mein altes Bewerbungskostenerstattungsformular bis Ende März einzureichen und alle folgenden Bewerbungen in einem neuen Formular einzutragen.

Dieses wurde mir vor ein paar Tagen mit einem kurzen Anschreiben zugeschickt. Der dritte Absatz hätte wohl lauten sollen:

“Bitte denken Sie daran, zu jeder angegebenen Bewerbung einen Nachweis, z.B. in Form einer Kopie des Anschreibens beizulegen”

Stattdessen durfte ich mich an folgendem Satz erfreuen:

“Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass die Leistung ganz oder teilweise versagt werden kann, wenn Sie Ihrer Mitwirkungspflicht nicht nachkommen (§§60, 66 und 67 Sozialgesetzbuch – Erstes Buch – SGB I). Bitte beachten Sie hierzu den Gesetzestext auf der folgenden Seite.”

Und ja, die folgende Seite enthält tatsächlich die Auszüge der genannten Paragraphen aus dem SGB. Wieder eine Seite, für die völlig sinnlos ein Baum sterben musste. Die Formulierung “Sozialgesetzbuch – Erstes Buch – SGB I” spricht für sich selbst.

Hilfreicher wäre schon die, natürlich fehlende, Information gewesen, wie ich das verdammte Formular ausfüllen soll. Der eigentliche Antrag beginnt auf der ersten Seite nämlich erstmal mit:

“Ich beantrage einen Zuschuss/die Erstattung der Kosten für”

und dann folgt eine leere Tabelle mit den Spaltenköpfen “Art” und “Höhe” statt, wie bisher, der vermutlich viel zu zielführenden Frage “Wieviele Bewerbungen haben Sie verfasst?”

Aber da ich ja eh gerade im Arbeitsamt war, dachte ich, ich könnte ja schnell nachfragen.

Die Dame begann sofort mit dem akustischen Textbaustein “auf der zweiten Seite müssen Sie alle Bewerbungen einzeln nachweisen!” – “Ja, super, ich wiederhole einfach nochmal meine Frage. Es geht um die Tabelle auf der ersten Seite oben.” – “Moment. (jetzt fing Sie endlich an zu lesen) – Da muss ich erst mal die Kollegin fragen.”

Die Kollegin guckte auf das Formular, lauschte sorgsam den Ausführungen der ersten Dame und antwortete dann wissend: “auf der zweiten Seite müssen Sie…”. Ich fiel ihr ins Wort: “Ja, ist mir bewusst. Was ist mit der Tabelle auf der ersten Seite oben?” – (Kurze Pause) – “Hmm, ich ruf mal kurz an und frage nach…”

Keine Ahnung, wen sie angerufen hat, aber danach wirkte sie deutlich ahnungsvoller und verkündete stolz: Lassen Sie sie einfach frei – das klappt dann schon.

Vermutlich mindestens so gut, wie der erste Antrag, auf dessen Bearbeitung ich seit 3 Monaten warte (der aber laut ebigem Telefonat zumindest immer noch vorhanden ist).

Formulare – Part One

habe gerade die vom Arbeitsamt erhaltenen Formulare durchgesehen, gleich das erste beginnt schonmal toll:

Sie haben sich persönlich in der Agentur für Arbeit arbeitssuchend gemeldet.

soweit so gut

Bitte beachten Sie folgende Hinweise:

es folgen vier Punkte, von denen die ersten zwei erhellend sind:

1. Wann müssen Sie sich arbeitssuchend melden?
[…]

ähm, habe ich das nicht gerade?

2. Sperrzeit bei verspäteter Arbeitssuchendmeldung
[…]

s.o.

läuft das jetzt immer so, dass wenn ich Aktion X ausführe ich anschließend zur Belohnung einen Zettel bekomme, auf dem erst steht, dass ich Aktion X durchführen muss (was ich ja auch getan habe, sonst hätte ich diesen Zettel ja nicht) und mir anschließend erklärt wird, was passiert wäre, wenn ich Aktion X nicht durchgeführt hätte (was ich aber ja habe, da Zettel usw.)?

endlich weiß ich, wie sich eine analoge Endlosschleife anfühlt

Erster Besuch beim Arbeitsamt

Also jetzt hat es mich auch erwischt: da meine befristete Mitarbeiterstelle an der Uni Ende des Jahres ausläuft, musste ich mich nun (da bis spätestens drei Monate vor Kündigung) beim Arbeitsamt “arbeitssuchend” melden (nicht verwechseln mit “arbeitlos” melden – das darf/muss ich frühestens drei Monate vor der Kündigung…)

Also heute früh hingefahren, im Eingangsbereich gleich mal vier Blätter zum Ausfüllen während des Wartens bekommen und in den Warteraum gesetzt. Erste Freude: nur Sitzplätze, aber kein Tisch (erinnerte ein wenig an die erste Prüfung in “Men in Black”), aber wozu gibt es dicke Zeitschriften…

Wenige Minuten später wurde ich auch schon von einer netten Dame aufgerufen und mit den Worten “schön was sie da aufgeschrieben haben, aber sie können mir jetzt eh dabei zu sehen, wie ich die Daten in den Computer eingebe und nur *diese* Daten sind wichtig” – juhuu, wieder ein Wald sinnlos für Write-Only-Memory gestorben…

Nach den üblichen privaten Daten kam dann die Frage, als was ich denn bisher gearbeitet habe. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich mir nicht der Tatsache bewusst, das “wissenschaftlicher Mitarbeiter” ein problematischer Beruf ist. Auf jeden Fall wechselte ihr Gesichtsausdruck schlagartig und sie sagte “das kann ich hier aber nicht eintragen, sagen sie mal was anderes” (!?). Nachdem mir nach eher zweifelhaften Synonymen wie “Wissenschaftler” und “Forscher” langsam die Ideen ausgingen, probierte sie diese Berufe mal aus und meinte dann “das hier klingt doch gut: Bildungsforscher, sie arbeiten doch an einer Uni”…

Fünf Minuten später hatte ich sie dann überzeugt, dass es einen kleinen Unterschied zwischen einem “Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Informatik” und einem forschenden Pädagogen gibt und sie sagte verzweifelt: “ich kann ja mal versuchen, ‘wissenschaftlicher Mitarbeiter’ direkt einzugeben” – und das Programm quittierte fröhlich:
“Beruf: wissenschaftlicher Mitarbeiter (Hochschule)”

Spätestens in diesem Moment begann ich ernsthaft an der Kompetenz der Arbeitsamtsdame zu zweifeln…

Der Rest des Gesprächs lief eher harmlos, bis auf den Hinweis, ich möge den mir gegebenen Berg an Formularen innerhalb einer Woche beim Arbeitsamt abgeben. Ich fragte nach, ob es auch der Hausbriefkasten tut, da sich die Öffnungszeiten gut mit meiner Arbeitszeit überschneidet.
Darauf kam die erhellende Antwort: “eher nicht, die Abteilung da unten verteilt die Briefe eher unzuverlässig; dann schicken sie es lieber mit der Post” (!?). Per FAX geht übrigens auch nicht, den “der der das FAX bedient ist manchmal nicht da (?) und dann wird das nicht rechtzeitig (bei mir 1 Woche) verteilt.”

Damit endete mein erster Besuch im Arbeitsamt…

Kurzzusammenfassung der Erkenntnisse dieses ersten Termins:
1. ich habe jetzt fünf verschiedene Termine bzw. Zeitspannen gesetzt bekommen, von denen ich auch durch elegantestes Jonglieren maximal zwei miteinander kombinieren kann.
2. es scheinen nicht oft Akademiker im Arbeitsamt vorbeizukommen
3. die Arbeitsabläufe in der Arbeitslosenerfassung erfolgt mit drei verschiedenen Programmen, die alle drei NACHEINANDER mit denselben Stammdaten gefüttert werden müssen (ich frage mich, wieviele Inkonsistenzen pro Tag durch Tippfehler entstehen).
4. und ja, der erwartete Satz fiel zum Ende:

“Erwarten Sie nicht, dass wir eine Stelle für Sie finden, rechnen Sie eher mit dem Gegenteil”

Wenn das Arbeitsamt mich bei diesem ersten Termin lediglich davon überzeugen wollte, haben sie es geschafft…