Vielleicht bin ich ja nur verwöhnt, da ich vor knapp zwei Wochen aus Japan zurückgekommen bin – ich erzähle (neben vielen anderen Dingen 🙂 ) immer wieder gerne, wie ich bei jedem Japan-Urlaub bei der Ankunft schon am Flughafenbahnhof alle geplanten Züge reservieren lasse. Dieser Vorgang dauert dann, inklusive dem Ausdrucken der 50+ Reservierungsbelege, ungefähr 5 bis 10 Minuten und ist wirklich beeindruckend anzuschauen.
Wieder zurück in Deutschland durfte ich gerade live erleben, wie es die Deutsche Bahn in anderthalb Stunden nicht geschafft hat, mir zwei Zugfahrten zu verkaufen – und auch jetzt noch nicht mal erklären kann, warum…
Fangen wir von vorne an: ich möchte im Oktober nach Warschau fahren, also ging ich schon vor einer Woche naiv auf die Webseite der Bahn, nur um völlig katastrophale Verbindungen mit fragwürdigen Umsteigeaktionen angezeigt zu bekommen. Aber sollte da nicht eigentlich eine Direktverbindung zwischen Berlin und Warschau existieren? Nunja, Wikipedia klärt auf: natürlich gibt es den Berlin-Warszawa-Express, aber den kann man erst 60 Tage vorher buchen. Schade, dass die Bahnseite das einem nicht mitteilt…
Nagut, also eine Woche gewartet und heute erneut probiert: ja, es gibt die Verbindung, der Zug ist reservierungspflichtig, aber die Sitzplatzgebühr ist schon drin, also ab und buchen, oder?
Nur noch schnell auswählen, dass ich die Tickets per … Moment … Post haben will? Ja, ohne weitere Erklärung gibt es diese Tickets ausschließlich per Brief (rückblickend wäre dies ein toller Moment zum Aufhören gewesen 😉 ).
Kurz mit mir diskutiert, in welchem Jahrhundert wir leben, “meinetwegen” angekreuzt und jetzt musste ich nur noch schnell meinen Sitzplatzwunsch angeben: Abteil, Fenster und … ich bekomme angezeigt, dass so ein Platz leider nicht mehr frei ist. Okay, kann passieren, dann nehm ich halt nen anderen, ich muss ja nur … was? ernsthaft? Ja, die Webseite hat mich zurück zur Zugauswahl katapultiert.
Und in welchem der Züge war eigentlich kein Fensterplatz mehr frei? Ich weiß es nicht, die Bahn anscheinend auch nicht. Also nochmal die Züge ausgewählt, Briefticket angeklickt und dann bei Sitzplatz “Großraum, Fenster” ausgewählt. Leider ist auch da in einem Zug (welcher verdammt?) nichts mehr zu haben. Und danach natürlich wieder zurück zur Zugauswahl.
Also noch einmal das Spiel (inzwischen kann ich die Klicks blind setzen) und aus Verzweiflung bei Sitzplatz “egal wo, lass mich einfach mitfahren” ausgewählt). Dies scheint zu funktionieren. Brav bekomme ich die Folgemaske zur Eingabe meiner Adress- und Kreditkartendaten. Jetzt nur noch auf Bestätigen klicken und dann … in die Tischkante beißen. Ja, nach der Eingabe aller meiner Daten erscheint jetzt wirklich ein Fenster, in dem mir mitgeteilt wird, dass in einem Zug leider keine Plätze mehr frei sind.
Okay, spätestens jetzt weiß ich wirklich, dass ich über den Online-Auftritt heute keine Fahrkarte mehr bekommen werde. Und nun? Die Konferenz ist bereits gebucht, ich brauche die Fahrt also wirklich. Kurz über Bus oder Flug nachgedacht, aber eigentlich wollte ich wirklich mal wieder ne Fernstrecke per Bummelbahn fahren (vielleicht das letzte Mal).
Also geben wir der Bahn noch eine letzte Chance: Anruf per kostenpflichtiger Hotline. Nur eine Minute Sprachcomputer später habe ich tatsächlich schon eine Ansprechpartnerin, von der ich mir erstmal bestätigen lasse, dass die letzten Aktionen nicht doch noch eine Kreditkartenbelastung ausgelöst haben (ich traue dem Onlineauftritt inzwischen nicht mehr weiter, als ich einen Güterzug werfen kann).
Nun geht es an die Buchung und … auch der freundlichen Dame werden leider alle Züge als nicht buchbar angezeigt, was wohl “öfter” vorkommen soll. Ihre Empfehlung ist es, am besten in ein Reisezentrum zu gehen oder es am Automaten zu versuchen (und schon sind wir bei der Deutschen Bahn vom Mittelalter in die Steinzeit geschickt worden – Zeitreisen können so einfach sein). Vielleicht kann mir aber auch der telefonische Auslandsreisedienst weiterhelfen, mit dem sie mich schnell verbinden könne.
Eine kurze Zwischenansage und schon bin ich in einer Warteschleife mit einer Prognose von “über 10 Minuten Wartezeit”. Die höre ich mir ein paar Minuten lang an, in denen ich sinniere, ob ich die Reisedaten inklusive Adress- und Kreditkartendaten wirklich übers Telefon diktieren möchte, um dann eventuelle Fehler erst eine Woche später auf den ausgedruckten Tickets zu sehen (die sich dann vermutlich gaaaaanz unbürokratisch und schnell beheben lassen) – und lege auf.
Wie wird es weitergehen? Was wird Kuni im Reisezentrum erleben? Wird Kuni noch vor der Konferenz nach Warschau gelangen?