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S-III. KONSTRUKTIONSGRAMMATIK UND ROMANISCHE SPRACHEN
Sektionsleitung: Fabio Mollica (Jena), Julia Kuhn (Jena), Sabine De Knop (Brüssel)
Der Begriff der "Konstruktionsgrammatik" (Construction Grammar, CxG) bezieht sich auf eine Familie grammatischer Theorien, die von sogenannten "Konstruktionen" als Basiseinheiten der Grammatik ausgehen.
Vor allem im angelsächsischen Sprachraum hat sich die Konstruktionsgrammatik in den letzten zwei Jahrzehnten insbesondere mit den Publikationen von Charles Fillmore (1988), William Croft (2001), Adele Goldberg (1995 und 2006) und Michael Tomasello (2003) parallel und als Alternative zur Kognitiven Grammatik Langackers (1987 und 1991) entwickelt. Im deutschen Sprachraum haben die Publikationen von Fischer und Stefanowitsch (2006) und Stefanowitsch und Fischer (2008) in den letzten Jahren für eine gewisse Verbreitung dieser Familientheorie im deutschsprachigen Raum gesorgt. Kennzeichnend für alle CxG-Ansätze ist eine radikale Abkehr vom Phrasenstruktur-Prinzip, nach dem bestimmte Formklassen (V, N, A, usw.) nach allgemeingültigen, abstrakten und formalen Regeln zu Phrasen (Syntagmen) zusammengesetzt werden: Jede Konstruktion, vom Wort bis zum Satz, wird als potenziell eigenständige, symbolische Einheit betrachtet, die eigene formale und inhaltliche Regeln mit sich bringen kann. Konstruktionen sind somit durch das Prinzip der "Nichtkompositionalität" gekennzeichnet. Nach der CxG stehen Form und Bedeutung in einer symbolischen Beziehung zueinander, d.h. dass grammatische Phänomene nur im Hinblick auf ihre semantische Relevanz zu untersuchen sind.
Trotz der zahlreichen Abhandlungen über den Nutzen der CxG für die Beschreibung linguistischer Phänomene (wie kann z.B. die Transitivierung eines nichttransitiven Verbs wie sneeze ‚niesen' in einem Beispiel wie John sneezed the napkin off the table erklärt werden?) hat die CxG bislang wenig Interesse für die Beschreibung romanischer Sprachen gefunden.
Die Sektion versteht sich als erstes offizielles Treffen von an CxG interessierten deutschsprachigen Romanisten. Ziel ist es, Strukturen der romanischen Sprachen nach den Prinzipien der CxG zu beschreiben, und zwar in synchronischer, diachronischer und/oder kontrastiver (innerromanischer bzw. romanisch-deutscher) Perspektive. Willkommen sind Beiträge, die sich theoretisch und methodologisch mit der CxG in ihrem breiten Spektrum befassen oder das Verhältnis zwischen konstruktionsgrammatischen Ansätzen und anderen Theorien analysieren, insbesondere der Valenztheorie, die gewissermaßen als Pendant zur CxG gesehen werden kann ("top-down"- vs. "bottom-up"-Analyse). Weitere Schwerpunkte sind Spracherwerbs-, Syntax- und Grammatikalisierungsforschung und Phraseologie.
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