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1. Einleitung
Am 08.
Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos. Nach sechs Jahren
Krieg waren Deutschland und große Teile Europas ein Trümmerhaufen.
Die Reichshauptstadt Berlin war seit 1943 bis Kriegsende Ziel der britischen
und amerikanischen Bomberflotten und im Innenstadtbereich größtenteils
unbewohnbar. Die sinnlose Verteidigung der deutschen Hauptstadt gegen den
Ansturm der Roten Armee forderte weitere Zerstörungen. Mit der bedingungslosen
Kapitulation schwiegen die Waffen und die Reorganisation der Versorgung und
der Wiederaufbau der Stadt begannen. Die Lebensmittelversorgung diente der
Sicherung der unmittelbaren Not, langfristig dagegen musste die Versorgung
der Bevölkerung mit Wohnraum durchdacht und geplant werden. Eine Kommission
unter Leitung von Hans Scharoun wurde vom alliierten Kontrollrat eingesetzt,
um eine Lösung für Gesamtberlin auszuarbeiten. Der daraufhin entwickelte
Kollektivplan wurde zwar nie vollständig in die Tat umgesetzt,
Ansätze dieses Planes wurden aber Anfang der fünfziger Jahre im
Ostteil der Stadt, speziell an der am 21. Dezember 1949 in Stalinallee umbenannten
Frankfurter Allee im Stadtteil Friedrichshain, verwirklicht. Die dort entstandene
Prachtstrasse wurde später zu den drei Weltwundern der Architektur
der sozialistischen Moderne gezählt und galt als ein Symbol des
Neubeginns des sozialistischen Deutschlands. Die sechzehn Grundsätze
des Städtebaus der DDR bildeten den Leitfaden für den Wiederaufbau
und die Gestaltung des Landes.Nach der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 vollzog sich jedoch ein Wandel in der Bewertung des Neuen Bauens, einer Stilrichtung, die ihren Ursprung in den 1920er und 1930er Jahren in Deutschland hatte und die den Funktionalismus der Architektur beinhaltete. Bekannte Vertreter sind Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe. Plötzlich galten die Erben, der auch als Bauhausarchitektur bekannten Stilrichtung, nicht mehr als Vertreter des neuen Staates. Westliche Dekadenz und elitäre Denkmuster wurden ihnen unterstellt, so dass sie weniger in die Philosophie der sozialistischen Machthaber passten. Die Idee der Wohnzelle wurde zu Gunsten der Schaffung von Monumentalbauten entlang der Stalinallee fallen gelassen. Zwar war die Errichtung von Wohnraum vorrangiges Ziel und wurde in der Volkswirtschaftsplanung als oberste Priorität angesehen, dennoch war die Errichtung von Bauwerken zum Zwecke der Repräsentation wichtiger, auch wenn diese letztendlich als Wohnraum dienen sollten. Relikte der Wohnzelle Friedrichshain, deren Bau noch 1949 begonnen wurde, stehen im Schatten der zwischen Moskau, Bukarest oder Warschau beliebig austauschbaren Repräsentativbauten der sozialistischen Moderne. Die ideologischen Neuausrichtung der Architektur und des Städtebaues fand in der Stalinallee erstmals eine ausdrucksvolle Umsetzung. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Verwirklichung Der sechzehn Grundsätze des Städtebaus der DDR am Beispiel der Bebauung der Stalinallee zwischen 1949-1958 auseinander. Das Hauptaugenmerk bildet hier der Vergleich der Wohnzelle Friedrichshain und deren Planung, mit der tatsächlichen Umsetzung des Bauvorhabens als Komplex von Monumentalbauten. Dazu stellen sich folgende Fragen: Inwieweit werden beide Konzepte den sechzehn Grundsätzen gerecht oder widersprechen diesen? Welche Argumentationen lassen sich anwenden, um beide Konzepte zu verteidigen? Und inwieweit spielten ideologische Grundgedanken bei der städtebauliche Planung eine Rolle und waren letztendlich ausschlaggebend ? Beginnend mit der Vorstellung der Planungen zum Wiederaufbau Berlins, analysiert diese Arbeit die Umsetzung der sechzehn Grundsätze des Städtebaus am Beispiel der Stalinallee. Die sechzehn Grundsätze dienen als Quellentext und werden im städtebaulichen und ideologischen Zusammenhang betrachtet. Abschließend werden ein Fazit gezogen und persönliche Betrachtungen geäußert. |
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