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Sektionsbeschreibung


T-VII. LYRIK-ÜBERSETZUNGEN ZWISCHEN IMITATIO UND POETISCHEM TRANSFER

Sektionsleitung: Carolin Fischer (Pau), Beatrice Nickel (Stuttgart)


Jede Übersetzung stellt eine Herausforderung an den jeweiligen Übersetzer dar, doch ist diese ungleich größer, wenn es sich um Lyrik handelt. Diese zeichnet sich ja gerade durch ein 'uneigentliches' Sprechen und einen hohen Grad an Ambiguität aus. Außerdem muss Lyrik schon aus textökonomischen Gründen Sprache maximal artifiziell verwenden.

Dennoch wird und wurde sie zu allen Zeiten in andere Sprachen übertragen, und zwar sowohl von Dichtern als auch Übersetzern. Zu unterscheiden wäre hier zwischen ausgesprochen poetischen Übersetzungen, die primär ästhetischen Grundsätzen folgen, und solchen, die primär philologisch exakt vorgehen. Einerseits gibt es ausgesprochene Blütephasen und solche, in denen die Lyrikübersetzung marginal wird, andererseits sind bestimmte Werke über die Jahrhunderte immer wieder neu übersetzt worden. Paradebeispiel sind Shakespeares Sonnets (1609), die erst kürzlich Gegenstand einer umfangreichen internationalen Anthologie wurden (Shakespeare's Sonnets Global, 2009), oder Petrarcas Canzoniere, dessen Gedichte - vornehmlich Sonette - seit der Frühen Neuzeit bis heute Dichter, Übersetzer und Philologen anregten. Dabei ist es im Rahmen des Petrarkismus mitunter schwer zu entscheiden, ob es sich um eine imitatio oder eine variatio der jeweiligen Vorlage handelt.

Es ist sicher kein Zufall, dass die Frühe Neuzeit eine der Blütephasen der Lyrikübersetzung ist, da der imitatio bekanntlich eine zentrale Stellung in den zeitgenössischen Poetiken eingeräumt wurde und Übersetzungen die Form der imitatio mit größtmöglichem Intertextualitätsgrad darstellen. "La plus vraie espèce d'Imitation, c'est de traduire", heißt es in diesem Sinne schon im Art poétique (1555) von Jacques Peletier du Mans.

Ausgehend von diesem Befund stellt sich die Frage, ob der Begriff 'Übersetzung' geeignet ist, oder ob nicht 'Umdichtung', 'Nachdichtung' oder 'Adaptation' den Kern der Sache besser treffen würden. So hat der Hauptvertreter des spatialisme, Pierre Garnier, erklärt, seine Gedichte seien nicht "traduisibles", sondern "transmissibles".

Zeitlich ist der Gegenstand der Sektion nicht beschränkt, sondern eine möglichst breite Streuung ist gerade erwünscht. Es soll gezeigt werden, dass das Verfahren der Lyrikübersetzung nicht auf eine bestimmte literaturgeschichtliche Periode (z.B. die Frühe Neuzeit) oder einen thematischen Schwerpunkt (z.B. den Petrarkismus) zu beschränken ist, sondern es sich um ein überzeitliches und internationales Phänomen handelt, das die unterschiedlichsten lyrischen Gattungen betrifft.


Kontakt: caroline.fischer@univ-pau.fr
beatrice.nickel@gmx.de







  

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