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Sektionsbeschreibung


T-III. MEDIENKOMBINATION OPER: ROMANISTIK IM DIALOG MIT MEDIEN-, MUSIK- UND THEATERWISSENSCHAFTEN

Sektionsleitung: Maria Imhof (Köln), Anke Grutschus (Köln)


Die Sektion strebt eine Untersuchung der Oper in Hinblick auf die ihr eigene Medialität, sowie das Verhältnis von Wort und Ton an. Die verfolgten Ansätze werden literatur- und medienwissenschaftlich zentriert, aber musik- und theaterwissenschaftlich flankiert. Ein Schwerpunkt liegt auf der französischen und italienischen Oper des 17. bis 19. Jahrhunderts.

Sind Oper und Sprechtheater die materielle Dimension des Theaters gemeinsam, die Materialität der Körper, des Raumes, der ‚Inszenierung', sowie die Interaktion zwischen Bühne und Zuschauerraum, so unterliegt das theatrale Mediendispositiv einer ‚opernhaften' Transformation, indem z.B. die grundsätzliche anthropologische Achse Hand-Gesicht, die die theatralische Aufmerksamkeitsstruktur bestimmt, in der Oper modifiziert und der Körper selbst polarisiert wird, da insbesondere Stimmapparat und Lungensystem fokussiert werden.1 Diese medialen Gegebenheiten sollen in die Operntexte hinein verfolgt werden: Vor diesem Hintergrund scheint die Häufigkeit der Luft- und Lungenthematik in den Sujets auch eine kulturelle Kodierung der Aufmerksamkeitsstruktur in der Oper zu sein. In diesem Zusammenhang lässt sich grundsätzlich die Frage nach der Stimme als zentralem Medium in der Oper stellen, die eng verknüpft ist mit der Frage nach der Erweiterung des Raumes (durch das Orchester, das sich vor der Bühne befindet, und bisweilen einer banda oder einem Orchester hinter oder auf der Bühne), sowie der nach dem Orchester als technischem Medium (Körperextension 2. Grades). Insbesondere in der französischen Oper spielt für die Definition des theatralen Raums auch der Tanz eine wichtige Rolle. Ist er zunächst (im 17. Jahrhundert) teilweise im Hinblick auf die Trennung von Bühne und Zuschauern ein grenzüberschreitendes Phänomen (Tanz der Hofgesellschaft), so entwickelt er sich im 18. Jahrhundert durch Spezialisierung und Abgrenzung zum lediglich der Betrachtung dargebotenen Ballett, also (ähnlich dem Stimmgebrauch) zu einer überhöhten, ausgestellten Form von Momenten jener Körperlichkeit, die auch der Zuschauer in weniger vollendeter Form an sich spürt.

Der diskursgeschichtliche Kontext, auf den diese systematischen Überlegungen angewendet werden sollen, ist zu einem bestimmten historischen Moment stark beeinflusst von den Debatten um den Musikbegriff, die im 18. Jahrhundert in Frankreich geführt werden. So lassen sich ‚Körperlichkeit', ‚Inszenierung', ‚Medialität' und ‚Theatralität' vor dem Hintergrund der ‚französischen' Traditionslinie (Stimme und Orchester als Repräsentation mittel von Harmonie) und der ‚italienischen' (unmittelbare Präsenz der Affekte in der Stimme) beschreiben.2 Die aus dem Barock überkommene musikalische Affektlehre wird so bereits im 18. Jahrhundert in einen neuen medientheoretischen Kontext eingebettet und in dieser Hinsicht transformiert. So sind Musik und Wortsprache einerseits als verwandt zu betrachten, weil beide als Zeichensysteme aufgefasst werden können, andererseits rückt nun zunehmend die Materialität der Stimme selbst in den Fokus der Betrachtung und Darstellung; sie fügt dem Zeichenhaften eine mediale ‚Spur' hinzu.3

Ziel der Sektionsarbeit wird sein, auf medientheoretischer Grundlage die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Oper zu untersuchen und einen möglichen Zusammenhang mit den ihr eigenen Sujets zu ergründen.

  1. Vgl. André Leroi-Gourhan, Hand und Wort. Die Evolution von Technik, Sprache und Kunst, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988

  2. Vgl. ausführlich: Christine Lubkoll: Mythos Musik. Poetische Entwürfe des Musikalischen in der Literatur um 1800, Freiburg im Breisgau: Rombach 1995

  3. Vgl. Sibylle Krämer: "Das Medium als Spur und als Apparat", in: dies.: Medien, Computer, Realität: Wirklichkeitsvorstellungen und neue Medien. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1998, S. 73 - 94


Kontakt: maria.imhof@uni-koeln.de







  

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