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Sektionsbeschreibung


S-II. TEXTTRADITIONEN UND DISKURSANALYSEN: METHODEN, MODELLE UND FACHKULTUREN IM DIALOG

Sektionsleitung: Angela Schrott (Kassel), Franz Lebsanft (Bonn)


Ausgangspunkt ist die in den letzten Jahren intensiv erforschte und kontrovers diskutierte Funktion der Texttraditionen (bzw. Diskurstraditionen), die als kulturelles und sprachbezogenes Wissen die Gestaltung von Texten anleiten und daher das Zentrum einer sprachwissenschaftlichen Sichtweise kultureller Textualität bilden. Träger der Texttraditionen sind kulturell konstituierte Sprechergruppierungen, die diese Traditionen vorantreiben und durch Variation verändern.

Umreißt man die Texttraditionen in dieser Weise, dann bietet sich der Brückenschlag zur Diskursanalyse an, die den "Diskurs" als Repräsentation und Movens einer sprachlichen Interaktion versteht, in der sich gesellschaftliche und kulturelle Gruppen mit einem Thema auseinandersetzen. Texttraditionenforschung und Diskursanalyse sind damit zwei Perspektiven auf ein Phänomen. Beide Disziplinen analysieren Techniken der Textgestaltung rückgebunden an kulturelle Gruppierungen, um einen Prozess der Interaktion bzw. der Meinungsbildung zu deuten. Doch während die Texttraditionen den Gesichtspunkt des Wissensbestandes (dynamis) betonen, ist der Diskurs als thematische Auseinandersetzung stärker auf die Anwendung von Wissensbeständen und damit auf das Sprechen als Tätigkeit (energeia) bezogen.

Die Verknüpfung von Diskursanalyse und Texttraditionenforschung ist in mehrfacher Hinsicht eine "Romanistik im Dialog". Da Textsorten und Gattungen als historisch verfestigte Konfigurationen von Texttraditionen gedeutet werden können, liegt ein weiterer Brückenschlag zur literaturwissenschaftlichen Gattungstheorie nahe. Zugleich impliziert die Engführung von Texttraditionenforschung und Diskursanalyse, dass nicht allein unterschiedliche Begrifflichkeiten (hier ist insbesondere die Bedeutungsbreite des Begriffs "Diskurs" zu nennen) und Theorien, sondern auch verschiedene Fachkulturen, vor allem aus Romanistik und Germanistik, miteinander verbunden werden.

Ziel der Sektionsarbeit ist es, Methoden und Modelle einer kulturbezogenen Sprachbetrachtung präzisierend weiter zu entwickeln und zur Beantwortung etwa folgender Fragen beizutragen:
  • Wie formen sich sprachliche und textuelle Merkmale zu Texttraditionen aus und wann bildet eine Konfiguration von Texttraditionen eine Textsorte/Gattung oder einen Diskurstyp
  • Wie konstituieren und verändern sich kulturelle Gruppierungen, die eine Texttradition anwenden oder einen Diskurs als thematische Auseinandersetzung tragen?
  • Können sprachliche und textuelle Charakteristika und deren Wandel über das Modell der Texttraditionen konkreter als bisher mit gesellschaftlichen Einstellungen verbunden werden?
  • Wie können Diskurse und Texttraditionen aus den "Textprodukten" rekonstruiert werden und welche Kriterien gelten hier für eine aussagekräftige Korpuserstellung?

Kontakt: franz.lebsanft@uni-bonn.de
angela.schrott@uni-kassel.de







  

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