Startseite   Programm   Anmeldung   Kontakt   Links



  Tagungsthema

  Gesamtübersicht

  Sektionen
   Literaturwissenschaft
   Sprachwissenschaft
   Transversale Sektionen
   Didaktik

  Rahmenprogramm

  Downloads



 
 





Sektionsbeschreibung


S-V. EXPRESSIVITÄT

Sektionsleitung: Elissa Pustka (München), Stefanie Goldschmitt (Würzburg)


Spätestens seit der "pragmatischen Wende" der 1970er Jahre rückt die Aufmerksamkeit der Linguistik immer mehr von der Sprache als fertigem Produkt zu ihren Entstehungsbedingungen und Akteuren. Eine zentrale Rolle kommt hierbei dem Sprecher selbst zu, der nicht nur grammatisch wohlgeformte Sätze bildet, mit denen er Aussagen über die Welt trifft, sondern die Sprache auch zum Ausdruck seiner Gefühle nutzt (vgl. bereits Bühler 1934). Er reagiert damit auf außersprachliche Gegebenheiten, beispielsweise beim unwillkürlichen Fluchen, meist steht jedoch eine konkrete kommunikative Absicht dahinter wie z.B. das Erregen von Aufmerksamkeit.

In der Romanistik ist die Relevanz der Expressivität aus der historischen Semantik sowie der Grammatikalisierungsforschung wohl bekannt (vgl. z.B. lat. TESTA(M) 'Tonschale' > frz. tête, ital. testa 'Kopf'). Innovationen dieses Typs werden von Koch/Oesterreicher 1996 im Bereich der universellen Nähesprache verortet, da sie sich u.a. auf den Parameter 'emotionale Beteiligung' zurückführen lassen ("expressive Mündlichkeit") - auch wenn sie in distanzsprachlichen Kontexten nicht völlig ausgeschlossen sind.

Im Rahmen dieser Sektion soll das Phänomen 'Expressivität' aus den verschiedenen linguistischen Perspektiven beleuchtet werden: von der Pragmatik (z.B. Interjektionen) und Varietätenlinguistik (z.B. Jugendsprache, Werbesprache) über die Semantik (z.B. Metaphorik) bis hin zu Syntax (z.B. Wunsch- oder Ausrufesätze), Morphologie (z.B. Reduplikation), Phonologie (z.B. prosodische Korrelate emotionalen Sprechens) und Graphematik (z.B. Emoticons in chats). Detaillierte Untersuchungen zu Einzelphänomenen sind ebenso willkommen wie kontrastive oder diachrone Beiträge. Ziel der Sektion ist es, auf Basis dieser Einzelanalysen das Konzept der 'Expressivität' theoretisch zu fundieren, wobei folgende drei Fragen im Zentrum stehen sollen:
  • Was kennzeichnet Expressivität quer durch die sprachlichen Teilbereiche? (z.B. Konzeptmetaphern wie MEHR FORM IST MEHR INHALT, die sich in Semantik, Morphologie, Phonologie und Graphematik manifestieren; Lakoff/Johnson 1980)
  • Wie unterscheiden sich Emotionen in ihrem sprachlichen Ausdruck? (z.B. Abhängigkeit von ihrer evolutionsbiologischen Relevanz; Jing-Schmidt 2007)
  • Welche Ausdrucksformen von Emotionen sind universell (Wierzbicka 1999), wo finden sich einzelsprachliche Besonderheiten? (z.B. Quelldomänen von Schimpfwörtern; vgl. fr. merde!, sp. ¡hostia!, ital. cazzo!)

Kontakt: elissa.pustka@romanistik.uni-muenchen.de
stefanie.goldschmitt@uni-wuerzburg.de







  

© 2010 Institut für Romanistik der Humboldt-Universität zu Berlin | Impressum