Buchveroeffentlichung Blaue Blume unterm Hakenkreuz. Die Rezeption der deutschen literarischen Romantik im Dritten Reich
Die Rezeption der Romantik in der Zeit des Nationalsozialismus stellt ein brisantes, doch noch immer weitgehend unaufgearbeitetes Kapitel deutscher Wissenschafts- und Kulturgeschichte dar. Zwischen instrumentalisierender Integration in den Traditionskanon des Dritten Reichs und sachorientierter Erforschung, zwischen Verklärung zum Höhepunkt der „Deutschen Bewegung“ und Ablehnung als „jüdisch infizierter Geistigkeit“ existierte ein breites Spektrum von Aneignungs- und Vermittlungsformen, die in vorliegender Untersuchung erstmals in ihrer Komplexität und Widersprüchlichkeit dargestellt werden. Unter Berücksichtigung zahlreicher unpublizierter Quellen aus dem Bundesarchiv, dem Deutschen Literaturarchiv und verschiedenen Universitätsarchiven rekonstruiert die Arbeit die facettenreiche Rezeption der deutschen literarischen Romantik in drei thematischen Komplexen:  Die auf breiter materialer Basis fußende Untersuchung eröffnet neue Einsichten in die vielgestaltige und widerspruchsreiche Verfassung von Wissenschaftslandschaft, weltanschaulich-ideologischen Diskursformationen und kultureller Öffentlichkeit in der Zeit zwischen 1933 und 1945. So kann die Analyse der literaturwissenschaftlichen Romantikforschung nicht nur das Changieren der Universitätsgermanistik zwischen politischen Lenkungsansprüchen und partiell bewahrter Autonomie zeigen, sondern auch die nach 1933 fortwirkende kognitive Binnendifferenzierung des Faches detailliert nachweisen. Die Rekonstruktion der Diskussionen um romantische Begriffe und Denkfiguren in weltanschaulich-ideologischen und wissenschaftstheoretischen Diskursen in der NS-Zeit erläutert, welche Rolle romantische Begriffe und Denkfiguren in den Bemühungen verschiedener ideologieproduzierender und -verwaltender Institutionen des Dritten Reichs spielten und demonstriert, daß die Aneignung romantischen Ideengutes bei weitem problematischer war, als die Behauptungen einer direkten Anschlußfähigkeit des Nationalsozialismus an die Romantik suggerierten. Die Darstellung der Vermittlung des romantischen Erbes im schulischen Deutschunterricht und kultureller Öffentlichkeit präzisiert schließlich das von der neueren historischen Forschung entworfene Bild vom „gespaltenen Bewußtsein“ (Hans Dieter Schäfer) der deutschen Lebenswirklichkeit zwischen 1933 und 1945.
Eine hypertextuell aufbereitete Version der Dissertation auf CD-ROM war beim Autor erhältlich; diese elektronische Fassung enthält zahlreiche Bilddokumente zur Visualisierung der Wissenschaftslandschaft zwischen 1993 und 1945 wie die hier einzusehende Karte der neugermanistischen Ordinarien an den deutschen Universitäten und der von ihnen betreuten Dissertationen zur romantischen Literaturepoche.