Literatur und Wissen_Umschlag

Wissen literarische Texte etwas – und wenn ja, was? Wie gelangt dieses Wissen in Literatur? Können literarische Werke eine Quelle von Wissen sein? Welche Rolle spielen wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden in Romanen, Gedichten oder Dramen? Und wie lassen sich die von literarischen Texten implizierten, thematisierten oder problematisierten Wissensansprüche identifizieren und beschreiben, verstehen und interpretieren?

Wenige Problemfelder der textinterpretierenden Disziplinen wurden in den letzten Jahren so intensiv und kontrovers verhandelt wie die mehrfach dimensionierten Beziehungen zwischen Literatur und Wissen. Die in literarischen Texten thematisierten Wissensansprüche fanden ebenso nachhaltige Aufmerksamkeit wie die vielfältigen Bezugnahmen von Autoren auf die Entwicklungen spezialisierter Wissenskulturen. Rekonstruiert wurden der Einfluss von wissenschaftlichen Innovationen auf die poetische Einbildungskraft und ihre Metaphern, die Exponierung von Entdeckern und Erfindern zu Figuren von Romanen, Dramen und Gedichten sowie die Reflexion weltanschaulicher Ideen und erkenntnistheoretischer Probleme in Belletristik und Essayistik. Narrative Muster historischer Darstellungen wurden analysiert, die rhetorischen Verfahren philosophischer Texte aufgedeckt und dekonstruiert. Auch Sachbuch und Sachliteratur, die wichtige Vermittlungsfunktionen bei der Kommunikation wissenschaftlicher Erkenntnisse an die Öffentlichkeit übernehmen, haben an Beachtung gewonnen.

Doch obwohl nicht erst seit den Erweiterungen von Text-Kontext-Beziehungen im Zeichen diskursanalytischer oder kulturwissenschaftlicher Orientierungen verschiedene Überlegungen und Erkundungen zum Themenkomplex „Literatur“ und „Wissen“ unternommen wurden, steht eine umfassende Dokumentation dieses Problemkomplexes und eine systematische Zusammenfassung der bisher gewonnenen Einsichten aus.


Das vorliegende Studienbuch will diese Lücke schließen und dazu:

  • die wichtigsten seit der Antike diskutierten Zugangsweisen und Positionen zum Verhältnis von Literatur und Wissen dokumentieren;
  • Modelle der mehrfach dimensionierten Beziehungen zwischen literarischer Kommunikation und Wissensordnungen vorstellen;
  • Reichweite und Potenziale dieser Modelle in drei Fallstudien zu historischen Konstellationen exemplarisch demonstrieren;
  • ein Glossar zur raschen Konsultation grundlegender Kategorien und Konzepte bereitstellen;
  • eine umfassende Bibliographie der systematischen wie historischen Forschungsbeiträge zum Thema verfügbar machen und so für weiterführende Beschäftigungen nützlich sein.

In der Verbindung von Dokumentation, systematischer Modellierung und historischer Exemplifikation eignet sich dieses Studienbuch in besonderem Maße als problemorientierte Einführung in ein Themenfeld, das in der universitären Forschung und Lehre wie auch in der Öffentlichkeit bereits jetzt eine wichtige Rolle spielt und in der Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort