BULLETIN DER BUNDESREGIERUNG


Nr. 62-1 vom 28. September 2000

Rede des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie,

Dr. Werner Müller


zum Welttourismustag, EXPO 2000 Gelände,
am 27. September 2000 in Hannover

Ich begrüße Sie sehr herzlich zum Welttourismustag 2000, dem ersten Welttourismustag auf deutschem Boden. Besonders begrüße ich unsere Gäste aus aller Welt, allen voran die für Tourismuspolitik zuständigen Ministerkollegen sowie den Generalsekretär der Welttourismusorganisation, Herrn Frangialli. Die Bundesrepublik ist stolz darauf, dass sie von der Generalversammlung der Welttourismusorganisation ausgewählt wurde, diesen besonderen Tag auszurichten. Heute Nachmittag wird Bundeskanzler Schröder zu Ihnen sprechen und damit die Bedeutung der Veranstaltung persönlich unterstreichen.

Bei unserer Bewerbung um die Ausrichtung im vergangenen Jahr stand von Anfang an die Idee Pate, den Welttourismustag hier auf der EXPO 2000 stattfinden zu lassen. Das gibt uns die Möglichkeit, beide Ereignisse thematisch zu verknüpfen. Mit dem von der Welttourismusorganisation ausgewählten Motto: Technologie und Natur: Zwei Herausforderungen für den Tourismus am Vorabend des 21. Jahrhunderts" ist ein sehr guter Brückenschlag zum Motto der EXPO Mensch-Natur-Technik" gelungen.

Lassen Sie mich noch einen zweiten Brückenschlag ansprechen, den wir hier heute ebenfalls demonstrieren: Die Bundesregierung richtet den Welttourismustag in Zusammenarbeit mit der Welttourismusorganisation aus. Viele unserer Gäste gehören der internationalen Tourismusbranche an. Der Business Council der Welttourismusorganisation, dem der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft ebenfalls angehört, unterstüzt seit Jahren die Arbeit der Organisation durch seine konstruktive Mitwirkung bei der Gestaltung und Durchführung von Programmen. Ich begrüße es daher, dass sich Herr Brackenbury, Vorsitzender des Business Council der WTO, ebenso wie Herr Baumgarten, Präsident des World Travel & Tourism Council, bereit erklärt haben, heute Nachmittag die Paneldiskussionen zu leiten. Aber natürlich danke ich auch der deutschen Tourismuswirtschaft, vertreten durch den Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft.

Der Tourismus hat sich weltweit zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Die WTO hat uns eindrucksvolle Zahlen für den Zeitraum bis 2020 vorgelegt: Verdreifachung der Ankunftszahlen ausländischer Gäste weltweit auf rund 1,5 Milliarden Gäste, Verdoppelung innerhalb Europas auf 717 Millionen Gäste - jeweils bezogen auf das Basisjahr 1995. Diese Entwicklung wird selbst wenn nicht alle Zahlen in der vollen Höhe erreicht werden für Wachstum und Beschäftigung sorgen. In Deutschland hat dieser Prozess bereits in der Mitte des abgelaufenen Jahrhunderts eingesetzt. Bereits zu Beginn der sechziger Jahre machten 15 Millionen Deutsche eine oder mehrere Urlaubsreisen. Heute sind es rund 50 Millionen Menschen. Wir haben inzwischen den Ruf von Reiseweltmeistern erworben.

Aber Deutschland ist auch eine der wichtigsten Reisedestinationen, zumal wenn man Geschäftsreisende, Messebesucher, Tagungs- und Kongressteilnehmer in die Betrachtung einbezieht. Der Erfolgstrend des Tourismus hält unvermindert an. So werden sich zum Beispiel die Luftverkehrsleistungen in Deutschland in den kommenden 15 Jahren voraussichtlich verdoppeln. Dies bedeutet eine erhebliche Zunahme von Mobilität der Menschen, denn der Personenverkehr wird bei dieser Entwicklung die Hauptrolle spielen. Die Bundesregierung spricht sich in ihrem Flughafenkonzept für einen nachfragegerechten Ausbau der Kapazitäten für alle Flughafenfunktionen aus, will aber dafür Sorge tragen, dass die Belastungen auf das Unvermeidliche beschränkt werden.

Deutschland ist bereits heute eine Drehscheibe in Europa. Mit der Erweiterung der EU nach Osten wird diese Rolle starke zusätzliche Impulse erhalten. Die über Jahrhunderte gewachsene, kulturell und wirtschaftlich verzahnte europäische Gesellschaft wird nach den Unterbrechungen des 20. Jahrhunderts ihre Dynamik erst richtig entfalten. Dies wird sich auch in einem weiteren starken Anstieg der Reisetätigkeit äußern.

Die positiven Zahlen der Tourismusentwicklung werden aber auch Fragen zusätzlicher Umweltbelastung aufwerfen, die es zu lösen gilt. Diesen Problemkreis wollen wir auf dem heutigen Welttourismustag erörtern. Wir haben daher beide Aspekte zum Thema der Panels gemacht, die am Nachmittag in diesem Raum stattfinden. Ich möchte Sie einladen, diese Diskussion im Zusammenhang mit den Darstellungen und Exponaten in den Länderpavillons und Themenparks der EXPO viele von Ihnen werden ja morgen an der Besichtigung des Geländes teilnehmen zu sehen. Sie sind hervorragendes Anschauungsmaterial mit einer Fülle hochinteressanter und zukunftsweisender Projekte, die sich zur Lösung von Umweltproblemen anbieten.

Dabei möchte ich betonen: Gerade die EXPO 2000 macht deutlich, dass mehr Umwelt-schutz keineswegs im Widerspruch zu weiterem Wachstum des Tourismus stehen muss. Im Gegenteil, lärmdämmende Technologien, geringerer Treibstoffverbrauch, Verminderung des CO2-Ausstoßes oder Beruhigung des Straßenverkehrs bieten große und gewinnträchtige Felder für Innovationen im gewerblichen Bereich. Auch bei den Angeboten der Tourismuswirtschaft selbst bestehen große Chancen. Das Erleben von Natur und Landschaft wird für den Urlaub immer wichtiger. So gibt es allein in Deutsch-land 6.200 Naturschutzgebiete, 13 großartige Nationalparks und 40.000 Kilometer Radfernwege. Die Verbraucher fragen immer stärker nach Angeboten, die Umweltver-träglichkeit als Qualitätsmerkmal haben. Und das ist gut so.

Die Bundesregierung hat das Thema Umweltschutz im Tourismus zu einem Schwerpunkt ihrer Tourismus-Politik gemacht. Konkret heißt dies: Wir fördern zum Beispiel Projekte zur Qualitätsverbesserung der Campingplätze, zum Ausbau von Radwanderwegen, zur besseren Vermarktung von Nationalparks und Naturschutzgebieten. Außerdem wollen wir die Bemühungen der Tourismus- und Umweltverbände zur Schaffung eines Umweltlabels im Tourismus unterstützen. Wir sehen uns dabei im Einklang mit den internationalen Bemühungen der Agenda 21, der Sondergeneralversammlung der Vereinten Nationen über nachhaltigen Tourismus und dem Kodex der Welttourismusorganisation zur Ethik im Tourismus, der 1999 verabschiedet wurde.

Wie Sie dem Programm entnehmen konnten, werden wir nach den Begrüßungsansprachen zwei angesehene Hauptredner hören. Ich begrüße daher ganz besonders herzlich Herrn Díez Hochleitner sowie Herrn Kind. Herr Díez Hochleitner ist als Präsident des Club of Rome" und engagierter Begleiter der EXPO 2000 besonders berufen, über die Herausforderungen der Entwicklung des Tourismus an der Jahrhundert- und Jahrtausendwende zu sprechen. Herr Kind, Mitglied des Vorstands der Firma Astrium, wird uns sodann auf einen, wie ich denke, Höhenflug ins Weltall" mitnehmen und eine Facette des Tourismus aufzeigen, die in nicht allzu ferner Zukunft Realität werden wird. Nach den beiden Hauptrednern möchte ich Sie einladen, mit mir auf dem Weg zum Mittagessen einen kurzen Halt auf der Wiese vor diesem Gebäude zu machen.

Die Bundesrepublik Deutschland hat das Jahr 2001 zum Jahr des Tourismus in Deutschland erklärt. Zum Auftakt werde ich daher mit Spitzenvertretern des deutschen Tourismus tausend Luftballons steigen lassen, welche diese Botschaft in alle Himmelsrichtungen tragen sollen. Sollten Sie nach Ihrer Heimreise der glückliche Empfänger eines solchen Ballons sein, so könnte es geschehen, dass Sie eine Reise zu einem attraktiven deutschen Urlaubsziel gewinnen. Aber auch sonst wäre es schön, wenn möglichstviele von Ihnen das Reiseland Deutschland entdecken wollen. Der Welttourismustag 2000 ist damit eröffnet.

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