Hauptseminar
Vergleichende Medienanalyse:
Verschwörungstheorien in Publizistik, Literatur
und Film der Weimarer Republik
Der Mythos von der „Jüdischen Weltverschwörung“ und die Protokolle
der Weisen von Zion
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Terror gegen Staat und Gesellschaft: Dr. Mabuse in Norbert Jacques’ Roman und Fritz Langs Filmen
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Rechtsextreme Geheimbünde und ihre Verschwörung gegen die Republik
von Weimar
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Legende vom "Dolchstoss" in den "Rücken der kämpfenden Truppe"
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Konspiration der Wirtschaftsführer und Technokraten
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Organisation der Kriminellen: Die Berliner „Ringvereine“ in der Presse und
in Fritz Langs M – eine Stadt sucht einen Mörder
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Seit den Ereignissen der Französischen Revolution stellen Verschwörungstheorien
eine faszinierende Variante zur Bewältigung der modernen Unübersichtlichkeit
dar: Mit der Annahme, konspirierende Akteure planten im Verborgenen den Umsturz
der bestehenden Ordnung oder lenkten die (schlechten) Geschicke nach einem
geheimen Plan, liessen sich die zunehmend undurchschaubaren Differenzierungs-
und Verwerfungsprozesse auf personale, im Untergrund wirkende Mächte
zurückführen und erklären. Eine Konjunktur erlebten Verschwörungstheorien im Deutschland der Zeit zwischen 1918 und 1933: Auf die nach verlorenem Weltkrieg und Inflation forcierte soziale und kulturelle Desintegration antworteten zahlreiche und disparate Versuche, die eine als verhängnisvoll und chaotisch empfundene Gegenwart als Ergebnis konspirativer Zirkel und ihrer verborgenen Machinationen beschrieben. – Gegenstand des HS werden die in der Weimarer Republik publizistisch, literarisch und filmisch verbreiteten Verschwörungs-Szenarien sein: Von der Idee eines heimlich die Moderne beherrschenden Weltjudentums bis zu der durch Roman und Film kolportierten Vision des nach absoluter Herrschaft strebenden Dr. Mabuse.
Spannend: |
Donnerstag 12-14 Uhr / Institut für deutsche Literatur (Mosse-Zentrum),
Raum 303 Filmsichtung: Donnerstag 8.00-10 Uhr, ebenda |
Donnerstag, 26. Oktober 2000 | Einführung, Vorstellung des Seminarplans, Themenvergabe |
Donnerstag, 2. November |
Begriffe und Verfahren der Medienanalyse I: Publizistik
Begriffsklärung „Publizistik“: Lexika (Brockhaus bis zur MS Encarta)
Presseverhältnisse in der Weimarer Republik – Kurt Koszyk: Deutsche Presse 1914-1945. Berlin 1972 (Germanistik-Bibliothek Bc484 (3)) – Erhard Schütz: Medien. In: Dieter Langewiesche, Heinz-Elmar Tenorth (Hrsg.): Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte. Bd. 5: 1918-1945. München 1989, S. 371-406 [Reader] Fakultativ: Erhard H. Schütz (Hg.): Reporter und Reportagen. Texte zur Theorie und Praxis der Reportage der 20er Jahre. Ein Lesebuch. Gießen 1974 |
Donnerstag, 9. November |
Begriffe und Verfahren der Medienanalyse II: Literatur
- Erhard Schütz, Thomas Wegmann: Literatur und Medien. In: Heinz Ludwig
Arnold, Heinrich Detering (Hrsg.): Grundzüge der Literaturwissenschaft.
München 1997, S. 52-78 [Reader] Literaturverhältnisse in der Weimarer Republik - Anton Kaes: Weimarer Republik. In: Killy Literaturlexikon. Bd. 14, S. 476-494, v.a. S. 479-484, S. 486-490 - Walter Müller-Seidel: Literarische Moderne und Weimarer Republik. In: K. D. Bracher, M. Funke, H.-A. Jacobsen (Hrsg.): Die Weimarer Republik 198-1933. Bonn 21988, S. 429-453 [Reader] |
Donnerstag,16. November |
Begriffe und Verfahren der Medienanalyse III: Film
- Filmsprache: Zeichen und Syntax. In: James Monaco: Film verstehen. Kunst,
Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der Medien. Reinbek
2000, S. 151-228 (bitte die überarbeitete und erweiterte Neuausgabe
benutzen!) Anwendungsbeispiel: Dr. Mabuse. 1. Teil: Der Spieler. D 1921; erste 30 Einstellungen (Min 01-02); dazu Joachim Paech: Literatur und Film. Stuttgart 2. Aufl. 1997, S. 122-140 |
Donnerstag,23. November |
Film II: Filmverhältnisse in der Weimarer Republik
- Anton Kaes: Film in der Weimarer Republik. In: W. Jacobsen u.a. (Hrsg.):
Geschichte des deutschen Films. Stuttgart 1993, S. 39-100 |
Donnerstag, 30. November |
Verschwörungen / Verschwörungstheorien
Begriffsklärung: Die Protokolle der Weisen von Zion – Grundtext moderner Verschwörungstheorie – und ihr publizistisches Echo
– Auszüge aus den Protokollen [Reader]
Sekundärliteratur: |
Donnerstag, 7. Dezember |
Verschwörung gegen die gesetzliche Ordnung – in der Literatur
Norbert Jacques: Dr. Mabuse, der Spieler. [Berliner Illustrirte Zeitung,
25. September 1921 bis 22. Februar 1922]; Neuausgabe von Günter Scholdt
bei Zweitausendeins Frankfurt/M. 1994 [mit einem Dossier zum Film von Fritz
Lang u.a.] |
Donnerstag, 14. Dezember
8.00-10 Uhr Filmsichtung: Dr. Mabuse. 1. Teil: Der Spieler |
Verschwörung gegen die gesetzliche Ordnung – im Film
Dr. Mabuse. 1. Teil: Der Spieler. D 1921. Regie: Fritz Lang |
Donnerstag, 21. Dezember
8.00-10 Uhr Filmsichtung: Dr. Mabuse. |
Verschwörung gegen die gesetzliche Ordnung – im Film
Dr. Mabuse. 2. Teil: Inferno – ein Spiel um Menschen unserer Zeit.
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Donnerstag, 11. Januar 2001 |
Rechtsextreme Geheimbünde im Kampf gegen die Republik von Weimar
– Maximilian Harden: Zum Schutz der Republik. Techow & Söhne. In:
Die Zukunft vom 8./22. 7. 1922, S. 27-32 Ernst von Salomon: Die Geächteten. Roman. Berlin 1930, Abschnitt II. Die Verschwörer, S. 225-393
Zusätzlich / Fakultativ: |
Donnerstag, 18. Januar 2001 |
Konspirierende Wirtschaftsführer / Technokraten in Presse und Literatur:
Felix Pinner: Diktatur der Schwerindustrie. In: Berliner Tageblatt vom 15.5. 1920 Erik Reger: Union der festen Hand [1931] Thea von Harbou: Metropolis. Roman [1926], Frankfurt/M.: Ullstein 1984 (= Ozeanische Bibliothek); Nachwort von H.W. Franke |
Donnerstag, 25. Januar 2001
8.00-10 Uhr Filmsichtung: Metropolis |
Konspirierende Wirtschaftsführer und Technokraten im Film
Metropolis. 1926. Regie: Fritz Lang Guntram Geser: Fritz Lang. „Metropolis“ und „Die Frau im Mond“. Zukunftsfilm und Zukunftstechnik in der Stabilierungszeit der Weimarer Republik. Meitingen 1996 |
Donnerstag,1. Februar |
Verschwörung der Kriminellen: Die Berliner „Ringvereine“ und ihr Bild
in Presse und Literatur
Reportagen von Hardy Worm und Sling [Paul Schlesinger] über die Berliner
„Ringvereine“
Sekundärliteratur: |
Donnerstag, 8. Februar
8 – 10 Uhr Filmsichtung: M – Eine Stadt sucht einen Mörder |
Verschwörung der Kriminellen: Die Berliner „Ringvereine“ und ihr Bild
in Fritz Langs Film M – eine Stadt sucht einen Mörder
M – Eine Stadt sucht einen Mörder. D 1931. Regie: Fritz Lang Anton Kaes: M. London: British Film Institut 1999 [Reader] |
Donnerstag,15. Februar 2001 | Abschlußsitzung: Resüme |