Wintersemester 2001/02

GK B Einführung in die Romananalyse:
Thomas Manns Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde

Donnerstag, 12-14 Uhr Dorotheenstrasse 24, R. 407
Wenn ein Roman in den 55 Jahren seiner Existenz etwa 80.000 Seiten Sekundärliteratur hervorruft, bedeutet das vor allem, dass hier einiges zu entdecken ist. Und in der Tat erzählt Thomas Manns Roman – der dem Autor nach eigenen Worten „am teuersten zu stehen gekommen ist, am meisten Herzblut gekostet har“ – nicht nur die Geschichte des Tonsetzers Adrian Leverkühn, sondern verknüpft das Schicksal des sich dem Teufel verschreibenden Künstlers zugleich mit einem weitgespannten Panorama deutscher Geistes- und Kulturgeschichte. Ohne uns von der Fülle an Sekundärem abschrecken zu lassen, wollen wir im Rahmen des Seminars eine intensive Lektüre von Thomas Manns Werk unternehmen und dabei vor allem die Kompositionsprinzipien und Bauformen eines Textes herauspräparieren, der mit Recht als einer der aufregendsten Romane des 20. Jahrhunderts bezeichnet wurde. Die erarbeiteten Seminarbeiträge gehen in eine CD-ROM ein, die neben der Fixierung von Interpretationen und historischen Kontextualisierungen die Integration der im Roman präsenten musikalischen, literarischen und künstlerischen Zeugnisse erlaubt.
 


Seminarplan mit Literaturangaben

Donnerstag, 18. Oktober 2001 Einführungsveranstaltung, Vorstellung des Seminarprogramms, Vergabe von Kurzreferaten
Donnerstag, 25. Oktober
Wer war Thomas Mann? // Was ist ein Roman?
Eckhart Heftrich: Thomas Mann. In: Walter Killy Literaturlexikon, Bd. 7;
Kurt Wölfel: Roman. In: Walter Killy Literaturlexikon, Bd. 14
Donnerstag, 1. November Der Erzähler Serenus Zeitblom (Kapitel I und II) 
Adrian Leverkühns Herkunft: Eltern – Familie – Geburtsort – Kindheit in Buchel (Kapitel III-V)
Donnerstag, 8. November Adrian Leverkühn in Kaisersaschern: Gymnasium – Musikinstrumente – Musik (Kapitel VI-VII)
Wendell Kretzschmar und seine Vorträge (Kapitel VIII-IX – mit Tonbeispielen)
Donnerstag, 15. November Adrian Leverkühn in Halle: Studium der Theologie – Universitäre Lehrer –
Studentenverbindung „Winfried“ 
(Kapitel X-XV)
Donnerstag, 22. November Adrian Leverkühn in Leipzig: Musikalische Studien – Besuch der „Lusthölle“ – „Hetera Esmeralda“ und die Reise zu ihr – Infektion und Behandlungsversuche (Kapitel XVI – XIX) 
Donnerstag, 29. November Lied-Kompositionen (Kapitel (XX-XXI)
Adrian Leverkühn in Buchel und in München: Opernarbeit und bayerische Bohéme (Kapitel XXII-XXIII)
Donnerstag, 7. Dezember Leverkühn in Italien: Teufelsgespräch und Pakt
(Kapitel XXIV-XXV)
Donnerstag, 14. Dezember Leverkühns Rückkehr von Italien nach Deutschland; Einrichtung in Pfeiffering; Tiefsee-Reise und Erfahrung der Kosmos-Weite (Kapitel XXVI – XXVII)
Gesellschaftliches Leben in München vor und während des Ersten Weltkrieges
(Kapitel XXVIII- XXXII)
Donnerstag, 21. Dezember Novemberrevolution 1918 – Gesellschaftliche Erschütterungen, Adrians Krankheit und Gesundung – „Konservative Revolutionäre“ im Kridwiß-Kreis (Kapitel XXXIII-XXXIV)

Donnerstag, 10. Januar 2002 Leverkühn zwischen schöpferischer Produktion, erstem Ruhm und tragischen Katastrophen
(Kapitel XXXV-XLII)
Donnerstag, 17. Januar 2002 Das Ende: Nepomuk Schneidewein in Buchel – Zurücknahme der Neunten Symphonie – Wahnsinn 
(Kapitel XLIII – XLVII; Nachschrift)
Termin noch festzulegen Filmsichtung: Doktor Faustus. BRD 1978, Regie: Franz Seitz
Donnerstag, 24. Januar
Entstehung und Wirkung des Romans
– Thomas Mann: Die Entstehung des Doktor Faustus. Roman eine Romans. Frankfurt/M. 1949 (Auszüge / Reader)
– Hermann Kurzke: Thomas Mann. Das Leben als Kunstwerk. München 1999, Kap. XVII: Doktor Faustus, S. 489-522
– Hans Rudolf Vaget: Fünfzig Jahre Leiden an Deutschland. Thomas Manns „Doktor Faustus“ im Lichte unserer Erfahrung. In: Werner Röcke (Hrsg.): Thomas Mann: Doktor Faustus 1947-1997. Bern u.a. 2001, S. 11-34
Donnerstag, 31. Januar
Was erzählt der Roman? Thomas Manns Doktor Faustus als Deutung der deutschen Geschichte, als Künstlerroman und Gesellschaftsroman
– Hans Rudolf Vaget: Kaisersaschern als geistige Lebensform. Zur Konzeption der deutschen Geschichte in Thomas Manns „Doktor Faustus“. In: Wolfgang Paulsen (Hrsg.): Der deutsche Roman und seine historischen und politischen Bedingungen. Bern, München 1977, S. 200-235
– Herfried Münkler: Wo der Teufels seine Hand im Spiel hat. Thomas Manns Deutung der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. In: Werner Röcke (Hrsg.): Thomas Mann: Doktor Faustus 1947-1997. Bern 2001, S. 89-107
Donnerstag, 7. Februar
Wie erzählt der Roman? Erzählstrategien in Thomas Manns Doktor Faustus
– Georg Bollenbeck: „Doktor Faustus“: Das Deutungsmuster des Autors und die Probleme des Erzählers. In: Werner Röcke (Hrsg.): Thomas Mann: Doktor Faustus 1947-1997. Bern 2001, S. 35-58
– Gerhard Kaiser: „... und sogar eine alberne Ordnung ist immer noch besser als gar keine.“ Erzählstrategien in Thomas Manns Doktor Faustus. Stuttgart 2001, Abschnitt III. 3.: Analyse der Erzählsituation (S. 92-115)
Donnerstag, 14. Februar
Wie erzählt der Roman? Leitmotive und Montagetechniken
  Gerhard Kaiser: „... und sogar eine alberne Ordnung ist immer noch besser als gar keine.“ Erzählstrategien in Thomas Manns Doktor Faustus. Stuttgart 2001, Abschnitt III. 4.: Die Leitmotivtechnik im Doktor Faustus (S. 115-143)

 

Wichtig:
Hilfreich für die Beschäftigung mit dem Roman kann die Quellensammlung Musik – Bilder – Texte in Thomas Manns Roman Doktor Faustus sein, die es (kostenlos) beim Seminarleiter gibt - sie dokumentiert auf 2 CD die Vielfalt der im Romantext zitierten und erwähnten Werke . 

 

Und so sieht das materiale Ergebnis des Seminars aus