Joseph von Eichendorff gilt
als der bekannteste Dichter der deutschen Romantik – wohl jeder kennt die
Erzählung Aus dem Leben eines Taugenichts und einige Gedichte.
Ausgewählte lyrische Texte, Erzählungen und ein Drama bilden die
Grundlage für diesen Einführungskurs, der neben einer Einführung
in die Techniken wissenschaftlicher Arbeit vor allem mit den grundlegenden
Fragen der Interpretationspraxis vertraut machen möchte. Im Mittelpunkt
stehen also Fragen wie: Was ist ein (literarischer) Text und was heißt
es, ihn zu lesen, zu verstehen und zu interpretieren? Wie lassen sich literarische
Gattungen bestimmen und in ihren Funktionsprinzipien erklären? Was ist
ein Autor und welche konstruktiven Schritte sind notwendig, um ihn und sein
Werk einer bestimmten literarhistorischen Epoche zuzuordnen? Die im Seminar erarbeiteten Schlüsselbegriffe und Interpretationen gehen in ein digitales Lexikon zu Theorie und Praxis der Literaturwissenschaft ein, das jeder Teilnehmer zum Abschluß des Semesters auf CD-ROM erhält. Technische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, erwartet wird jedoch die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit. |
So sah das Ergebnis des im vergangenen Jahr angebotenen Einführungskurses aus; in ähnlicher Form wird auch die CD-ROM dieses Seminars aussehen. |
Lektüregrundlage:
Neben den Texten Eichendorffs das von Thomas Eicher und Volker Wiemann herausgegebene
Arbeitsbuch Literaturwissenschaft (2. Aufl. Paderborn 1997). Alle benötigten
Texte stehen in einem Reader in der Germanistik-Bibliothek (Institut für
deutsche Literatur, Schützenstr. 21) zur Lektüre/Kopie bereit.
Sprechzeiten: Dienstag 14.00 – 16.00 Uhr im Institut für deutsche Literatur, Schützenstr. 21, Zi. 324 sowie jederzeit nach Vereinbarung |
23. April 2001 | Einführungsveranstaltung; Erläuterung der Themenstellung, Vergabe von Referaten |
30. April 2001 | Was ist ein Text?
Volker Wiemann: Einige Grundbegriffe der Textanalyse. Semiotische Grundlagen. In: Eicher/ Wiemann: Arbeitsbuch Literaturwissenschaft, S. 33-52 Was ist ein literarischer Text / Literatur? Volker Wiemann: Einige Grundbegriffe der Textanalyse. In: Eicher/Wiemann: Arbeitsbuch Literaturwissenschaft, S. 13-28 Grundbegriffe zur Beschreibung literarischer Texte: Bilder (Metonymie+Metapher; Vergleich; Hyperbel; Allegorie+Symbol); Figuren (Wortspiel; Lautmalerei; Emphase; Oxymoron) Josef Körner: Einführung in die Poetik. Frankfurt/M. 1949, S. 8-20 Anwendung der Grundbegriffe auf Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts, 1. + 2. Kapitel (unter besonderer Berücksichtigung der integrierten Lieder) |
7. Mai | Was heißt es,
einen (literarischen) Text zu lesen, zu verstehen, zu interpretieren?
Alberto Manguel: Eine
Geschichte des Lesens. Berlin 1998, S. 39-69 Anwendung: Joseph von Eichendorff: Das Schloss Dürande [Erzählung] Joseph von Eichendorff: Zwielicht [Gedicht] |
14. Mai | Wie lassen sich
verschiedene Sorten literarischer Texte (Gattungen) voneinander abgrenzen
und in ihren Funktions- und Organisationsprinzipien bestimmen?
Klaus W. Hempfer: Art. Gattung. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Berlin, New York 1997. Bd. 1, S. 651-655 [Germanistik-Bibliothek, GB 1252 – W 422] Josef Körner: Einführung in die Poetik. Frankfurt/M. 1949, S. 39-51 Wilhelm Voßkamp: Gattungen. In: Helmut Brackert, Jörn Stückrath (Hrsg.): Literaturwissenschaft. Ein Grundkurs. Reinbek 1992, S. 253-269 (Fakultativ: Klaus Müller-Dyes: Gattungsfragen. In: Heinz Ludwig Arnold, Heinrich Detering (Hrsg.): Grundzüge der Literaturwissenschaft. München 1997, S. 323-348) Anwendung: Joseph von Eichendorff: Eine Meerfahrt (Erzählung); das in diesem Text enthaltene Gedicht Ich seh von des Schiffes Rande; Der letzte Held von Marienburg (Trauerspiel) 1. und 2. Aufzug |
21. Mai | Entfällt - dafür
Besuch einer Theatervorstellung Vorschlag: William Shakespeare Ein Sommernachtstraum, Heinrich von Kleist Der zerbrochene Krug / Das Kätchen von Heilbronn am DT |
28. Mai | Wie lesen, analysieren
und interpretieren wir lyrische Texte?
Grundbegriffe zur Beschreibung
lyrischer Texte: Vers und Versrhythmus; Strophe; Reim:
Anwendung: Joseph von Eichendorff: Denkst Du des Schlosses noch auf stiller Höh’? Johann Wolfgang Goethe: Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn? (Mignons Lied) |
4. Juni | Entfällt – Pfingstmontag |
11. Juni | Wie lesen, analysieren
und interpretieren wir Prosatexte?
Thomas Eicher: Aspekte
der Erzähltextanalyse. In: Eicher/Wiemann: Arbeitsbuch: Literaturwissenschaft,
S. 79-128 Anwendung Joseph von Eichendorff: Das Marmorbild |
18. Juni | Wie lesen, analysieren
und interpretieren wir dramatische Texte?
Bernd Hamacher: Aspekte
der Dramenanalyse. In: Eicher/Wiemann: Arbeitsbuch: Literaturwissenschaft,
S. 129-166 Anwendung Joseph von Eichendorff: Die Freier (Lustspiel) |
25. Juni | Was ist ein Autor;
was sind „literarische Generationen“ ?
Art. Autor. In: Reallexikon
der deutschen Literaturwissenschaft. Berlin, New York 1997. Bd. 1, S. 176-180
[Germanistik-Bibliothek, GB 1252 – W 422] Anwendung: Eichendorff (*1788) und seine Generationsgenossen Achim von Arnim (*1781), Clemens Brentano (*1778), Adelbert v. Chamisso (*1781), E.T.A. Hoffmann (*1776), Otto Heinrich von Loeben (*1786) Art. Joseph von Eichendorff. In: Killy Literaturlexikon Bd. 3, S. 198ff. [Germanistik-Bibliothek] Günther Schiwy: Eichendorff. Der Dicher in seiner Zeit. München 2000. Zeittafel, S. 667-688 Julius Petersen: Die Wesensbestimmung der Romantik. Eine Einführung in die moderne Literaturwissenschaft. Leipzig 1926, S. 132-170 (Fakultativ: Walter Schmitz: „Die Welt muß romantisiert werden...“ Zur Inszenierung einer Epochenschwelle durch die Gruppe der ‚Romantiker’ in Deutschland. In: Henrik Birus (Hrsg.): Germanistik und Komparatistik. Stuttgart, Weimar 1995, S. 290-308) |
2. Juli | Was heißt „literarisches
Leben“; welche Beziehungen bestehen zwischen Literatursystem, Künsten/
Medien und Gesellschaft?
Theodor W. Adorno:
Rede über Lyrik und Gesellschaft. In: Th. W. Adorno: Gesammelte Schriften.
Bd. 11: Noten zur Literatur. Frankfurt/M. 1977, S. 49-68 |
9. Juli | Was ist eine Literaturepoche
und wie ordnen wir einen Autor und sein Werk einer bestimmten literaturhistorischen
Epoche zu ?
Art. Epoche. In: In:
Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Berlin, New York 1997. Bd.
1, S. 476-480 [Germanistik-Bibliothek, GB 1252 – W 422] Anwendung: Romantik als Literaturepoche Art. Romantik. In: Killy-Literaturlexikon, Bd. 14, S. 316ff. [Germanistik-Bibliothek] Gerhard Schulz: Die deutsche Literatur zwischen Französischer Revolution und Restauration. Ertser Teil. München 1983, S. 69-80 (Fakultativ: Joseph von Eichendorff: Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands. Zweiter Teil, Kap. VII: Die neuere Romantik) Darstellung künstlerischer/literarischer Epochen:Rainer Baasner, Georg Reichard: Romantik. Hypertext-Informationssystem (CD-ROM, Stuttgart 1999); Romantik – ein multimedialer Wegweiser zur Kunst (CD-ROM, Würzburg 1998) = Computergestützte Präsentation mit Beamer? |
16. Juli 2001 | Abschlußveranstaltung
Literatur und Kunstsystem: Texte, Musik, Bilder der Romantik Ausgewählte Texte romantischer Autoren – Musik, z.B. Robert Schumann: Liederkreis Opus 39 (nach Eichendorff-Gedichten) – Bilder von Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge, Carl Gustav Carus (Dia-Serien aus der Zweigbibliothek Kunstgeschichte, CD-ROM) ...alles ist möglich! Literaturhinweise:
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Elementares
Im Seminarablauf sollen systematische Erläuterungen literaturwissenschaftlicher Begriffe und Verfahren mit ihrer "praktischern" Anwendung verschränkt werden; dazu sind die (durchgängig kurzen) theoretischen Texte und die angegebenen Anwendungsbeispiele von allen Seminarteilnehmern zu lesen Eine kurze Einführungen durch Studierende – günstig in Arbeitsgruppen + mit knappem, konzisem Thesenpapier – soll die Basis für die nachfolgende Seminardiskussion bilden Der Erwerb von benoteten Leistungsnachweisen („Schein“) erfolgt durch aktive Mitarbeit im Seminar, mit kurzem Auftritt (Einführung) und schriftlicher Hausarbeit auf Basis dieses Einführungsreferates Um Abwesenheit bei Seminarveranstaltungn zu minimieren, gilt: Einmaliges unentschuldigtes Fehlen ist erlaubt (wenn auch nicht gern gesehen), zweite Absenz nur mit Entschuldigung |
So sieht
das materiale Ergebnis des Seminars aus