Lexikon literarischer Gattungen

Projektbeschreibung

Gattungsbegriffe sind zentrale, doch trotz intensiver Diskussion nicht immer hinreichend scharf definierte Kategorien des Literatursystems und der textinterpretierenden Disziplinen. Autoren nutzen eingeführte Gattungen sowie Eigenentwicklungen zur Formierung individueller Ausdrucksinteressen; Lektoren gebrauchen Gattungsbezeichnungen zur Vermarktung verlegerischer Produkte; Leser orientieren sich an paratextuellen Genremarkierungen bei der Auswahl ihres Lesestoffes. Die professionalisierte Erforschung und Vermittlung von Literatur verwendet Gattungsbegriffe, um die Vielfalt der mündlichen und schriftlichen Überlieferung zu ordnen, Deutungen zu initialisieren und Aussagen zu systematischen und historischen Aspekten zu ermöglichen. Angesichts dieser Bedeutungsvielfalt und insbesondere im Zuge der modernen Veränderungen des Gattungssystems erweist sich eine Bilanzierung der bisherigen Diskussionen und eine davon fundierte Anregung zu neuen Forschungen als unerläßlich.
Das geplante Lexikon literarischer Gattungen will vorhandene Lexika nicht kopieren, sondern einen Überblick über den erreichten Reflexionsstand bieten sowie Anstöße für die Weiterentwicklung von Gattungstheorie und Gattungshistoriographie liefern. Profitieren läßt sich dabei von textlinguistischen Differenzierungen ebenso wie von gattungstheoretischen Diskussionen in Mediävistik, Komparatistik und in der Geschichtswissenschaft. Zielgruppe des Lexikons sind Studierende und Lehrende aller Philologien, der Kulturwissenschaften und aller im weitesten Sinne mit Texten befaßten Disziplinen. Aber auch für die literarisch interessierte Öffentlichkeit sowie für Autoren und Lektoren soll das Lexikon sowohl problem als auch anwendungsorientiertes Wissens bieten.
Das Lexikon soll als Bestandteil der seit Sommer 2005 erscheinenden Reihe DE GRUYTER LEXIKON im Frühjahr 2008 erscheinen. Für die Erstellung eines in Forschung und Lehre überzeugenden Referenzwerkes benötigen wir Ihre Mitarbeit – und laden Sie herzlich dazu ein.Jede Form von Engagement ist hilfreich und willkommen. Deshalb freuen wir uns nicht nur über die Übernahme eines Artikels, sondern auch über weitergehende Anregungen und Hinweise.

Vorläufiges Verzeichnis der Lemmata:

Komplex I: Narrative Texte (fiktionale Erzähltexte)

Anekdote
Einfache Formen (Exempel/ Fabel/ Gleichnis/ Parabel/ Rätsel)
Epos
Humoreske/ Witz
Idylle
Erzählung/ Kurzgeschichte/ Kurzprosa
Legende
Maere
Märchen
Novelle
Roman1 (Antike-Frühe Neuzeit)
Roman2 (Neuzeit)
Satire/ Polemik
Schwank1 (narrativ)

Komplex II: Lyrische Texte

Ballade
Elegie
Epigramm
Geistliches Lied/ Kirchenlied
Hymne
Minnesang/ Leich/ Lais
Lied1 (Kunstlied, Volkslied)
Lied2 (Popsong)
Lyrik/ Gedicht

Ode
Psalmodik

Romanze
Sangspruchdichtung
Sonett

Komplex III: Dramatische Texte

Drama
Drehbuch
Geistliches Spiel/ Jesuitendrama
Hörspiel
Komödie
Libretto/ Oper/ Operette/ Musical/ Singspiel/ Oratorium
Schwank2 (dramatisch)
Sketch
Tragikomödie
Tragödie/
Bürgerliches Trauerspiel

Komplex IV: Sachtexte und intermediale Zwischenformen

Aphorismus
Autobiographie/ Biographie/ Vita
Bildergeschichte/ Comic/ Cartoon/ Karikatur
Brief/ Epistel/ E-Mail
Chronik

Dialog
Essay/ Feature
Flugblatt/ Flugschrift
Hypertext/ Netzliteratur
Historie
Kommentar/ Glosse1 (editionsphilologisch)
Kommentar/ Glosse2 (journalistisch)
Predigt
Poetik/ Dichtungstheorie
Rede
Reisebericht/ Reportage
Rezension
Sachbuch
Slogan/ Werbetext
Sprichwort
Tagebuch/ Blog

Bei Interesse, Fragen, Hinweisen bitte kontaktieren:

Dr. Ralf Klausnitzer
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für deutsche Literatur
Unter den Linden 6
10 099 Berlin
ralf.klausnitzer@rz.hu-berlin.de

Dr. Marina Münkler
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für deutsche Literatur
Unter den Linden 6
10 099 Berlin
marina.muenkler@rz.hu-berlin.de

Dr. des. Guido Naschert
Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für deutsche Philologie
Schellingstr. 3
80 799 München
Guido.Naschert@germanistik.uni-muenchen.de